Cher und die Eisberge – Wo ist der Klimawandel, wenn man ihn braucht?
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Cher hat ein Weihnachtsalbum gemacht und sich ins ewige Eis gestellt.
© Quelle: Warner Music
Leipzig. Temperaturen zwischen 20 und 30 Grad, die Menschen sehen aus, als arbeiteten sie für einen Surfbrett-Verleih, der Sommer war nicht nur sehr groß, er ist es noch. Und dann bemerkt man sie, die Stollenstapel, Lebkuchenhaufen und Spekulatiusgebirge in den Supermärkten. Alle Jahre wieder fährt dem aufmerksamen Kunden im September der Schreck in die Glieder. Weihnachten steht nicht vor der Tür, es ist schon drin.
Das Gehirn ist ein hervorragender Verdrängungsmotor, er funktioniert so lange, bis eine Irritation ins Bild kommt. Danke, Süßwarenindustrie! Und schon machen sie sich in den Gedanken breit, die Plagen der Vorweihnachtszeit: die leere Liste mit den Geschenkideen, die im Affekt getroffenen Glühweinverabredungen, die industriell verbreitete Stimmung, die nur einen Zweck hat: das kritische Bewusstsein wegzuduseln und uns zum Kauf anzuregen. Klingelingeling, hier kommt der Weihnachtsmann.
Alle Fäden des Grauens finden im Genre des Weihnachtsalbums zusammen
Vor allem aber kommt die Musik, beziehungsweise das, was dafür gehalten wird. Last Christmas ist next Christmas. Alle Fäden dieses Grauens finden im Genre des Weihnachtsalbums zusammen. Zu den wenigen Sängerinnen und Sängern, die es gelassen haben, gehörte bislang Cher. Doch nun hat auch die inzwischen 77-Jährige ihr allerallererstes angekündigt. Für die Qualität des am 20. Oktober erscheinenden Werks spricht, dass Warner Music in der Pressemitteilung eigentlich nur über die drei Cover-Varianten informiert, das aber sehr ausführlich.
Auf dem einen sei zu sehen, wie sie „in Blue Jeans mit funkelnden Strass-Steinen und Oversized-Shirt auf einem riesigen Schneeball steht, umgeben von Weihnachtskugeln“. Auf dem zweiten sehen „wir Cher in einem wunderschönen bodenlangen Pailletten-Kleid (...), auf einer Eisscholle stehend und mit Eisbergen im Hintergrund“. Wo ist der Klimawandel, wenn man ihn braucht?
Das dritte Motiv ist langweilig. Es dürfte zur Musik passen.