Ein tödlicher Badeunfall und viele Fragen nach „Tag X“ - Das war der Montag in Leipzig
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© Quelle: RND
Guten Abend, liebe Leserinnen und Leser,
es ist der Montag nach einem Wochenende, das mit gewalttätigen Ausschreitungen im Leipziger Süden wohl noch lange nachwirken wird. Die Bilder von brennenden Barrikaden, vermummten Gewalttätern, Wasserwerfern, tausenden Polizisten und aufgebrachten Demonstranten bleiben präsent. Leipzig wird noch Tage brauchen, um alles aufzuarbeiten. Einen vorläufigen Bericht von den LVZ-Demo-Reportern, die die Lage am Wochenende beobachtet haben, lesen Sie hier.
Während ich diesen Newsletter für Sie schreibe, haben sich erneut einige Hundert Menschen am Alexis-Schumann-Platz versammelt, um unter dem Titel „Grundrechte gelten auch in Leipzig“ zu demonstrieren. Der Protest richtet sich gegen die Einschränkung der Versammlungsfreiheit am Wochenende sowie gegen die Maßnahmen der Polizei. „Politische Äußerungen wurden durch die Polizei für nicht zulässig erklärt.“, heißt es im Demo-Aufruf.
Wie es schlussendlich dazu kommen konnte, dass sich die Ereignisse nach der zunächst friedlichen Demonstration auf dem Alexis-Schumann-Platz dann überschlugen und am Ende 1000 Personen eingekesselt und über Stunden festgehalten wurden, zeigt unsere Rekonstruktion der Ereignisse.
Die Aufarbeitung der Krawalle seitens der Stadt und der Polizei läuft längst. Was aktuell bleibt, sind viele Fragen:
- Wie viele Tatverdächtige kamen in Untersuchungshaft?
- Woher stammen die bekannten Linksextremen?
- Wie ist die weitere Strafverfolgung organisiert?
- Was sagt die Polizei zu angeblichen Übergriffen von Beamten?
Mein Kollegen Frank Döring hat die Antworten auf diese und weitere Fragen recherchiert. Lesen Sie hier sein umfassendes FAQ.
Während die Aufarbeitung der Ereignisse vom „Tag X“ in Leipzig und dem damit verbundenen Polizeieinsatz andauert, will Sachsens Innenminister Armin Schuster (CDU) den Kampf gegen den Linksextremismus breiter aufstellen. Man habe bereits ein Konzept gegen Rechtsextremismus in Sachsen - etwas Ähnliches brauche man für den Linksextremismus.
„Wir waren die Leidtragenden der angespannten Sicherheitslage. Der ‚Tag X‘ war eine schwere Belastung fürs Stadtfest. So möchte ich das nicht noch mal erleben.“
Bernd Hochmuth, Organisator des Leipziger Stadtfestes.
Auch das 30. Leipziger Stadtfest am Wochenende fiel nach „Tag X“ ganz anders aus als gedacht. Organisator Bernd Hochmuth ist sauer – und sprach mit meiner Kollegin Kerstin Decker über Dinge, die sich in Zukunft ändern müssen.
Er sagt: „Wir waren die Leidtragenden der angespannten Sicherheitslage. Der ‚Tag X‘ war eine schwere Belastung fürs Stadtfest. So möchte ich das nicht noch mal erleben.“ Dass das Stadtfest mit anderen Großereignissen zusammenfällt wie Wave-Gotik-Treffen oder Open-Air-Konzerte, sei nichts Ungewöhnliches und nie ein Problem gewesen. Diesmal kamen das DFB-Pokalendspiel mit RB Leipzig hinzu, das Sachsenpokal-Finale, das Grönemeyer-Konzert – und vor allem der „Tag X“. Noch nie in den vergangenen 30 Jahren habe das Thema Sicherheit so viel Kraft und Aufwand gekostet wie diesmal.
Bild des Tages
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Tragischer Einsatz für die Retter am Sonntag: An der Schladitzer Bucht im Leipziger Norden ist ein Mann ertrunken.
© Quelle: Wolfgang Sens
- Schladitzer Bucht: 33-Jähriger will Freundin Schwimmen beibringen und stirbt An der Schladitzer Bucht war am Sonntag ein Mann offenbar beim Baden untergegangen, musste von Ersthelfern aus dem Wasser geborgen werden, Polizei und Notarzt eilten zum Gewässer. Der Betreiber des Badestrandes erklärt den Hergang.
Drei persönliche Lese-Empfehlungen für Sie
- „Das Kokain der Jugend“: Leipziger Schüler greifen bei Notendruck zu Ritalin. Als ADHS-Arznei ist Ritalin zugelassen. Auf dem Schwarzmarkt beziehen offenbar aber auch Leipziger Schülerinnen und Schüler das Medikament, um damit ihre Leistung zu steigern. Leipzigs Kreiselternrat schlägt Alarm. Mein Kollege Mathias Wöbking hat sich das Problem näher angeschaut.
- Inflation und Armut: Fünf-Euro-Schein als Notgroschen - Wie kommen Sie mit Bürgergeld über die Runden, Frau Graupner? Eine Krankheit hat ihre Pläne durchkreuzt. Sie kann genau aufzählen, wie viel ihr Leben kostet. Kultur und Reisen spielen keine Rolle – Werbeprospekte vergleichen schon. Meiner Kollegin Roberta Knoll hat Maritta Graupner genau geschildert, wie das Bürgergeld nun ihren Alltag bestimmt. Ihre Reportage Lesen sie hier.
- Vor dem Leipzig-Konzert: Marco Wanda über Glück, Tod und Rock ‚n‘ Roll. Am 30. Juni spielt Marco Wanda mit seiner Band auf der Leipziger Parkbühne. Im Interview mit der LVZ spricht er über das Songschreiben, die Anfänge von Wanda und den Tod von Keyboarder Christian Hummer.
Das war sonst wichtig
Das wird morgen wichtig
- Die Stadt Leipzig will am Dienstag den Bebauungsplan für den Wilhelm-Leuschner-Platz präsentieren. Für die Neugestaltung der Fläche konnten die Leipzigerinnen und Leipziger ihre Ideen einbringen.
- Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) startet ihre Initiative „Gegen Zukunftsklau“ aus Protest gegen die Gesundheitspolitik. Vom bundesweiten Apothekerstreik ab dem 14. Juni wird auch Sachen betroffen sein.
Ich wünsche Ihnen und Ihren Lieben einen entspannten Montagabend,
Ihre Ina Schwarzbrunn,
Chefin vom Dienst
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Alle zwei Wochen berichtet Reporter Josa Mania-Schlegel über Themen, die die Stadt bewegen - und ihn selber.