Mehr Genehmigungen, mehr Flächen: Sachsen holt beim Windkraft-Ausbau auf
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In Sachsen steigt die Zahl der genehmigten Windräder zusehends – doch das Ausbautempo ist immer noch zu langsam.
© Quelle: Jens Büttner/dpa
Dresden. Der Ausbau der Windkraft kommt in Sachsen voran – allerdings immer noch zu langsam. Im ersten Quartal 2023 sind sieben neue Anlagen genehmigt worden, für 34 weitere liegen die Planungsunterlagen bereits vollständig vor. Werden diese Windräder in naher Zukunft gebaut, könnte sich die Windenergie-Gesamtleistung im Freistaat um fast 20 Prozent beziehungsweise 232 Megawatt erhöhen. Zum Vergleich: 2021 hatte es lediglich zehn Genehmigungen gegeben, im gesamten vergangenen Jahr waren es 20 Genehmigungen für Anlagen mit einer Gesamtleistung von 101 Megawatt.
Sachsens Energieminister Günther ist „vorsichtig optimistisch“
„Ich jubele nicht, aber ich bin vorsichtig optimistisch. Die Energiewende geht in Sachsen voran“, kommentiert Energie- und Umweltminister Wolfram Günther (Grüne) die aktuellen Zahlen und spricht von einer Trendwende. „Was heute im Genehmigungsverfahren ist, wird morgen und übermorgen gebaut“, erklärt Günther. Trotz dieses Fortschrittes sei der Ausbau der Windenergie aber zu schleppend: „Das reicht noch nicht.“
Um die Ziele des Koalitionsvertrages von 2019 zu erfüllen, müsste die Landesregierung bis 2024 die Stromproduktion aus Windenergie etwa verdoppeln. Rein rechnerisch wäre – je nach Leistung – der Zubau von 170 bis 200 Anlagen notwendig. „Wenn wir nicht schneller das Ruder herumreißen und massiv die Windenergie im Land ausbauen, wird der Industrie in Sachsen bald der Strom fehlen“, warnt Professor Martin Maslaton, der sächsische Landesvorsitzende des Bundesverbandes Windenergie. Der Zugang zu Erneuerbaren Energien sei längst zu einem zentralen Standortfaktor geworden.
Umweltministerkonferenz will mehr Personal für Genehmigungen
Nachdem 2021 nur ein einziges Windrad neu gebaut worden war, sind es 2022 acht gewesen. Diese Anlagen kommen auf eine zusätzliche Gesamtleistung von 48 Megawatt, mit denen 35.000 Haushalte versorgt werden können. In diesem Jahr ist noch kein Windrad in Sachsen errichtet worden – stattdessen wurden zwei Anlagen abgerissen. Damit hinkt der Freistaat weiterhin im Bundesvergleich hinterher. Auch bei der Zahl der Genehmigungen gibt es – trotz des aktuellen Anstiegs – einigen Nachholebedarf: So liegen beispielsweise in Thüringen 60 vollständige Anträge vor, in Sachsen-Anhalt sogar 111.
Deshalb lobt Günther den Beschluss der Umweltministerkonferenz vom Freitag, die Verfahren entscheidend zu beschleunigen: „Wir brauchen mehr Personal für Planungen und Genehmigungen. Denn dort liegt der Flaschenhals für das Ausbautempo.“ Diese Forderung hätten die Länder jetzt gegenüber dem Bund aufgemacht und auch an die 16 Ministerpräsidentinnen und -präsidenten adressiert. „Wir brauchen Tempo für den Klimaschutz, wir brauchen Tempo für die Energiewende“, so Günther.
Landkreis Leipzig liegt bei Planungsverfahren in Sachsen an der Spitze
In Sachsen entfallen die diesjährigen Genehmigungen nur auf den Erzgebirgskreis (drei) und den Landkreis Zwickau (vier). Gleichzeitig werden aber die Planungen in anderen Regionen forciert: Bei der Zahl der vollständigen Anträge liegt der Landkreis Leipzig mit 16 avisierten Windrädern, die es auf fast 100 Megawatt bringen, auf Platz 1. Dahinter folgen erneut das Erzgebirge (zehn) und der Landkreis Zwickau (fünf) sowie die Landkreise Mittelsachsen (zwei) und Meißen (eins).
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Um ein Windrad tatsächlich errichten zu können, ist der Zuschlag bei einer Ausschreibung der Bundesnetzagentur notwendig. Zudem gibt es aktuell Lieferschwierigkeiten: Es kann mehr als ein Jahr dauern, bis der Neubau nach einer Bestellung tatsächlich umgesetzt wird.
Sachsen will deutlich mehr Windenergie-Flächen ausweisen
Es ist geplant, dass in Sachsen bis 2027 zwei Prozent der Landesfläche für Windenergie ausgewiesen werden – aktuell sind es etwa 0,3 Prozent. Um dieses Ziel überhaupt erreichen zu können, dürfen Windräder ab diesem Jahr auch in sächsischen Wäldern errichtet werden. Zudem haben Kommunen neuerdings mehr Möglichkeiten, Flächen für Windenergie auszuweisen, die aus regionalplanerischer Sicht bisher nicht dafür vorgesehen waren.