Faktencheck

Stromkrise: Verbraucherpreise im Mai 2023 weiter leicht rückläufig

Die Strompreise werden im kommenden Jahr auch für die meisten Verbraucherinnen und Verbraucher ansteigen.

Die Strompreise werden im kommenden Jahr auch für die meisten Verbraucherinnen und Verbraucher ansteigen.

Leipzig. Die durch Russlands Angriff auf die Ukraine und klimabedingte Ausfalle der französischen Atomkraft ausgelöste Energiekrise in Europa zeigt sich auch auf dem Strommarkt. Über Monate stiegen die Preise an den Börsen an, für kurzfristige Energiekäufe musste im Vergleich zum Vorjahr ein Vielfaches aufgewendet werden. Das hatte letztlich auch Auswirkungen auf die künftigen Strompreise für private Haushalte, Gewerbe und Industrie. Inzwischen scheint die Situation aber wieder etwas mehr zu entspannen. Wir haben ein paar Informationen zur aktuellen Entwicklung und zu den Hintergründen dieses Energiesektors zusammengetragen.

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Entwicklung Strompreis: Seit 2021 zeichnet sich eine Dynamik ab

Lange wurde Strom an den Börsen – beispielsweise an der EEX in Leipzig – zu relativ konstanten Preisen gehandelt. So kostete die Lieferung einer Megawattstunde (MWh) bei kurzfristigen, sogenannten Day-Ahead-Auktionen über Jahre hinweg etwa 50 Euro. Das änderte sich beim Auslaufen der Corona-Maßnahmen 2021 vor allem aufgrund des steigenden Bedarfs bereits erheblich. Nach Russlands Angriff auf die Ukraine schien sich der Strompreis dann bei 200 Euro einzupendeln, infolge des plötzlichen Ausfalls der französischen Atomkraft im Sommer ging es explosionsartig noch bis 800 Euro je MWh hinauf.

Der Grund für den zwischenzeitlichen Ausfall von 27 der 50 Kernkraftwerke in unserem Nachbarland waren Hitze und Trockenheit. Infolge dieser Klimakatastrophe trockneten auch Flüsse aus, und eine Kühlung der Anlagen wurde unmöglich. Bis zu diesem Sommer war Frankreich ein großer Stromexporteur in Europa, nun braucht das Land selbst enorme Mengen aus anderen Ländern, vor allem aus Deutschland. Die Nachfrage auf dem Strommarkt übersteigt seither mitunter das Angebot, mit entsprechenden Auswirkungen auf die Preise. Auch aktuell ist ein Großteil der französischen Atomkraft noch nicht wieder am Netz – und wird wohl vorerst nicht zurückkehren.

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Insgesamt scheint sich die Situation an den Strom-Börsen trotz allem nun etwas zu entspannen – obgleich die Versorger beim schnellen Handel auch weiterhin tief in die (kommunalen) Taschen greifen müssen. Das wird auch Folgen für private Haushalte haben. Laut dem Vergleichsportal Verivox zahlten Neukunden mit durchschnittlichem Jahresverbrauch Anfang September im Schnitt 51 Cent je Kilowattstunde (kWh), vor einem Jahr waren es noch 30 Cent gewesen. Inzwischen hat sich die Situation - auch aufgrund der seit längerem sinkenden Gaspreise - wieder mehr entspannt. Im Oktober sank auch der durchschnittliche Endverbraucherpreis laut Index von Verivox auf unter 50 cent je Kilowattstunde ab.

Strompreis für Haushalte: Die Zusammensetzung im Detail

Aufgrund der meist langfristigen Planungen der Stromversorger werden die zuletzt extrem hohen Einkaufspreise nicht komplett in den Haushalten landen. Viele Versorger warten auch noch, wie sich die Situation entwickelt, ehe sie selbst neue Preise kommunizieren. Darin enthalten sein werden neben dem Anteil für Beschaffung, Vertrieb sowie einer Gewinnmarge (49 Prozent) auch Steuern (21 Prozent), Netzentgelte (22 Prozent) und Umlagen. Die zuletzt ebenfalls zum Strompreis gehörende EEG-Umlage für den Ausbau erneuerbarer Energien in Deutschland wurde im Juli von der Bundesregierung aufgrund der steigenden Beschaffungspreise ausgesetzt.

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Stromverbrauch in Deutschland: 30 bis 40 Prozent stammen aus erneuerbaren Energien

Bisher entstammen etwa 30 bis 40 Prozent des verbrauchten Stroms in Deutschland aus erneuerbarer Energie – also aus Kraftwerken für Sonne, Wind, Wasser und Biomasse. Monatlichen Schwankungen im Anteil liegen an den noch unterschiedlich stark in Anspruch zu nehmenden Quellen. Der Rest des täglichen Strombedarfs, die sogenannte Residuallast, wurde bisher mit konventioneller Erzeugung aus Kohle-, Erdgas- oder Atomkraftwerken aufgebracht. Ziel der anvisierten Energiewende ist es, erheblich mehr erneuerbare Energie als tatsächlich notwendig erzeugen zu können und die Überschüsse in (Pump-)Speichern für Schwankungen vorzuhalten.

Stromerzeugung in Sachsen: Überwiegend durch Braunkohle, erneuerbare Energien eher untergeordnete Rolle

Bisher wird Deutschlands Strom in gut 1400 sehr verschiedenen Kraftwerken und Anlagen erzeugt. Allein in Sachsen gibt es laut Bundesnetzagentur 36 Energielieferanten mit einer Gesamtleistung von 6400 Megawatt. Das größte ist das Lausitzer Kohlekraftwerk Boxberg im Landkreis Görlitz, wo allein bis zu 2500 Megawatt erzeugt werden können. Dahinter folgt das Kraftwerk in Lippendorf (Landkreis Leipzig, 1750 MW). Abgesehen von den beiden großen Braunkohle-Verbrennern gibt es auch elf mit Erdgas betriebene Turbinen im Freistaat, fünf größere Photovoltaik-Anlagen, zehn Windparks, zwei Biomassekraftwerke, eine Abfall-Verbrennungsanlage und zwei größere Pumpspeicher.

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In der Gesamtleistung spielen erneuerbare Energien in Sachsen aber weiterhin eine eher untergeordnete Rolle. Fast drei Viertel des im Freistaat erzeugten Stroms entstand bisher allein durch die Verbrennung von Braunkohle, weitere zehn Prozent bei der Verstromung von importiertem Erdgas. Der Anteil von Sonne, Wind, Wasser und Biomasse bei der sächsischen Stromerzeugung betrug bislang nur etwa 15 Prozent. Im Bundesdurchschnitt waren es zuletzt schon 40 Prozent erneuerbare Energieleistung.

Laut Angaben des Länderarbeitskreises Energiebilanzen lag Sachsen zusammen mit Nordrhein-Westfalen (16 Prozent Erneuerbare) nur knapp vor den beiden Stadtstaaten Bremen und Hamburg am Ende der Tabelle. Am stärksten auf grüne Energie setzen bereits Schleswig-Holstein (63 Prozent Erneuerbare), Thüringen (61 Prozent) und Bayern (51 Prozent). Auch im eigentlich noch produktiveren Braunkohlerevier Brandenburg wurde bereits ein größerer Anteil erneuerbarer Energie erzeugt als in Sachsen.

Sollten Sie Anregungen zu den Infografiken oder Informationen auf dieser Seite haben, schreiben sie uns gern: m.puppe@lvz.de.

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Diese und weitere Grafiken zur Energiesituation finden sie täglich aktuell auf www.lvz.de/fakten

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