Abitur in Hamburg: Künstliche Intelligenz zum Schummeln genutzt
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Schülerinnen und Schüler sitzen vor Beginn der schriftlichen Abiturprüfung in einem Klassenzimmer. (Symbolbild)
© Quelle: Silas Stein/dpa
An Hamburger Schulen haben sich einige Schülerinnen und Schüler offenbar von künstlicher Intelligenz (KI) bei den Abiturprüfungen helfen lassen. Das berichtet der NDR. Eigentlich müssen Schülerinnen und Schüler vor den Abiklausuren ihr Smartphone abgeben. Einigen Prüflingen sei es jedoch offenbar gelungen, diese Schummelhürde zu umgehen oder ein zweites Gerät mitzunehmen. In mindestens einem Fall habe eine Lehrkraft während einer Abiprüfung ein Handy entdeckt, auf dem ein Programm wie ChatGPT geöffnet gewesen sei, so der NDR.
Das Programm kann mithilfe von KI in Sekundenschnelle ganze Texte zu komplexen Fragestellungen generieren. Der ertappte Schüler in Hamburg habe den Betrugsversuch eingeräumt.
Bei Verdacht wenig rechtliche Handhabe
In anderen Fällen gestalte sich die Überführung jedoch nicht so einfach: Einige Lehrkräfte seien bei der Korrektur von Klausuren in diesem Jahr misstrauisch geworden: So seien Teilaufgaben darin extrem stark gelöst worden, andere hingegen sehr schwach.
Die Schulen hätten daraufhin mithilfe einer Software bei Verdacht geprüft, ob die entsprechenden Texte aus einer KI stammen könnten. Das Ergebnis: Wahrscheinlich wurde geschummelt. Trotzdem sehe die Rechtsabteilung der Schulbehörde keine Handhabe: „Letztlich wird es schwer sein, zweifelsfrei ein Plagiat nachzuweisen, falls der Schüler nicht in flagranti erwischt wurde“, so Peter Albrecht, Sprecher der Schulbehörde, gegenüber dem NDR. Wie viele Fälle gemeldet wurden, sei nicht bekannt. Sie würden nicht gezählt.
Der Vorsitzende der Vereinigung der Hamburger Gymnasialschulleitungen, Christian Gefert, geht laut NDR-Bericht von Einzelfällen aus. Er fordere jedoch klarere und rechtssichere Regeln im Umgang mit KI im Unterricht.
Landesschülervertretung: Lieber Chancen von KI nutzen
Ein Sprecher der Landesschülervertretung Schüler:innenkammer Hamburg verleiht dem Thema indes einen anderen Fokus: Es sei zwar richtig, dass ChatGPT eine neue Art des Schummelns ermögliche, Schummeln an sich sei aber nicht neu an der Schule. Er sehe deshalb keine problematische Entwicklung. Man müsse sich lediglich an die neue Technologie anpassen. „Wie an jede andere auch“, so der Sprecher.
ChatGPT-Chef Sam Altman für staatliche Regulierung von KI
Der Chef des ChatGPT-Entwicklers OpenAI, Sam Altman, hat sich für eine staatliche Regulierung von künstlicher Intelligenz ausgesprochen.
© Quelle: Reuters
Laut Schüler:innenkammer solle weniger über die Betrugsversuche, sondern vielmehr über die Chancen von künstlicher Intelligenz im Unterricht und beim Lernen gesprochen werden.
RND/lin