Rassismus

Heidesee: Berliner Schülergruppe rassistisch angegriffen – das wissen wir bis jetzt

Kinder- und Jugenderholungszentrum am Frauensee (KiEZ): Hier sollen sich die rassistischen Vorfälle am Wochenende zwischen den Jugendlichen von hier mit der Berliner Schulklasse ereignet haben.

Heidesee. Die Polizeidirektion Süd ermittelt nach dem rassistischen Übergriff von jungen Leuten auf eine Gruppe Berliner Schüler der Lina-Morgenstern-Schule aus Kreuzberg im Kinder- und Erholungszentrum KiEZ am Frauensee im Heideseer Ortsteil Gräbendorf weiter. Wie Ines Filohn, Pressesprecherin der Polizeidirektion Süd in Cottbus sagte, seien 28 Personen polizeilich erfasst worden. „Von denen seien aber bei dem Vorfall vier oder fünf Personen aktiv gewesen“, konkretisierte sie.

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Nach bisherigen Ermittlungen sei es zu der Auseinandersetzung gekommen, weil sich die Jugendlichen, die aus dem Landkreis Dahme-Spreewald kommen, sich an den Kopftüchern einiger Mädchen aus der Berliner Schulklasse gestört hätten. Nun werde auch die Berliner Polizei mit ins Boot geholt, so die Polizei-Sprecherin. So würden jetzt die Jugendlichen im Alter von 15 und 16 Jahren aus Berlin zu dem Vorfall befragt. Es sei umfangreiche Polizeiarbeit notwendig, so Filohn weiter, da sehr viele involvierte Personen angehört werden müssten. Auch der Staatsschutz, der für politisch motivierte Straftaten zuständig ermittelt, hatte ein Sprecher der Polizeidirektion Süd bereits zuvor mitgeteilt.

Staatsschutz ermittelt, Fall in Heidesee sehr „ermittlungsintensiv“

Die betroffenen Berliner Schülerinnen und Schüler noch in dieser Woche von der Polizei befragt werden. Brandenburger Polizisten würden dazu in die Hauptstadt fahren, sagte die Sprecherin der Polizeidirektion Süd, Ines Filohn.

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Zunächst bräuchten die Schüler der zehnten Klasse aber Ruhe, um ihre Matheprüfung bewältigen zu können. Zudem sei der Vorfall sehr „ermittlungsintensiv“, erklärte Filohn. „Wir brauchen etwas Aussagekräftiges, was auch vor Gericht verwendbar ist.“ Der Staatsschutz ermittelt wegen des Verdachts der Volksverhetzung und Bedrohung. Von 28 Personen wurden bereits die Identitäten festgestellt, laut Polizei sollen vier bis fünf Jugendliche „aktiv“ geworden sein.

Kiez am Frauensee verurteilt den rassistischen Vorfall

Das KiEZ am Frauensee verurteilte den Vorfall in einer Pressemitteilung am Montagmittag. „Wir verurteilen jegliche Form von Fremdenfeindlichkeit und Rassismus auf das Schärfste“, so Nora Runneck, Geschäftsführerin der Einrichtung. Man unterstütze die polizeilichen Ermittlungen vollumfänglich. Auch Politiker aus der Kommune, Land und Bund äußerten sich entsetzt.

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Die Schulklasse aus Berlin war zu einem Mathecamp zum KiEZ am Frauensee gefahren, das eigentlich bis Montag dauern sollte, erklärte der Kiez am Frauensee. Hier trafen sie auf die Gruppe Jugendlicher, die nach Polizeiangaben zu einer Geburtstagsfeier an den Frauensee gefahren war. Diese hätten die Berliner unter anderem mit „Kanaken“ beschimpft.

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Heidesee: Jugendliche feierten 18. Geburtstag – Mutter erhielt Hausverbot

Wie Ines Filohn sagt, hätten sie offensichtlich eine körperliche Auseinandersetzung provozieren wollen, was jedoch nicht gelang. Die Schulklasse aus der Hauptstadt soll zu einem großen Anteil aus Jugendlichen mit Migrationshintergrund bestanden haben. Aufgrund der Anfeindungen am Frauensee waren die Eltern der Schülerinnen und Schüler aufgefordert worden, ihre Kinder noch in der Nacht zu Sonntag aus dem Feriencamp zu holen. Die Polizei habe die Abreise begleitet.

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Nach Angaben des Kiezes am Frauensee habe es sich bei der zweiten Gruppe um Gäste einer Party zu einem 18. Geburtstag gehandelt. Gebucht habe die Mutter des Geburtstagskinds. 20 Personen dieser Gruppe seien als Übernachtungsgäste und weitere 60 Personen als Tagesgäste angemeldet gewesen. Die Mutter sei zu dem Zeitpunkt Erstbucherin gewesen, so der KiEZ. Sie habe nun Hausverbot erhalten.

Erfahren habe man von dem Vorfall am Sonntagmorgen: „Der Bereitschaftsdienst der Einrichtung wurde am 7. Mai gegen 6 Uhr von Personen aus der Gruppe der Berliner Schulklasse informiert und darum gebeten, die zu dem Zeitpunkt noch verbliebenen sieben Personen, Lehrkräfte und Schüler*innen, zum Bahnhof Königs Wusterhausen zu bringen, was zeitnah erfolgte“, so das Erholungsheim.

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Ortsvorsteher von Gräbendorf ist entsetzt über den Vorfall

Rainer Kunze (CDU) ist Ortsvorsteher in Gräbendorf und entsetzt von dem Vorfall. „Ich bin entsetzt und verurteile ein solches Verhalten auf das Schärfste“, sagte er Montag gegenüber der MAZ. Allerdings käme es nun erst einmal darauf an, mehr Fakten zum Sachverhalt zu erfahren.

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Der Vorfall in Heidesee sei „erschreckend“, sagt Markus Klein, der Geschäftsführer des Brandenburgischen „Demos“-Instituts für Gemeinwesenberatung. „Rechtsextremismus ist in Brandenburg seit den 1990ern ein Problem – in unterschiedlichen Ausprägungen. Erst waren es die baseballschwingenden Skinheads, dann die NPD und jetzt die AfD“, sagt Klein, der Kommunen berät, die Probleme mit Rechtsextremisten haben. Wichtig sei, wie die Gesellschaft damit umgehe. „Jugendliche provozieren, das ist ganz normal. Aber wenn man auf solche rechtsextremen Äußerungen und Handlungen nicht rechtzeitig reagiert, dann verfestigt sich so ein Denken“, warnt Markus Klein.

Einem Bericht der „B.Z.“ zufolge schilderte ein Berliner Vater, dass Eltern ihre Kinder gegen 3 Uhr aus der Unterkunft abholen mussten. „Viele Kinder stehen unter Schock. Sie kannten diese Ausländerfeindlichkeit aus Berlin nicht. Es wird jetzt überlegt, die Matheprüfung am Mittwoch zu verschieben“, sagte der Vater demnach. Die Schüler hätten sich eigentlich in Brandenburg auf die Prüfung vorbereiten wollen, schreibt die „B.Z.“.

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Heideseer Bürgermeister Björn Langer besucht Berliner Schule

Der Bürgermeister der Gemeinde Heidesee, Björn Langner, hat bereits am Montag an einem Krisentreffn in der Lina-Morgenstern-Schule teilgenommen. Am Mittwoch, vier Tage nach dem Vorfall, äußerte er sich in einem längeren Statement. Er bedauere diesen Einzelfall. Weder in seiner Verwaltung noch bei der Polizei gebe es Erkenntnisse über eine aufkeimende oder bestehende organisierte rechtsextremistische Szene in Heidesee. Die Gemeinde sei an einer „umfassenden und lückenlosen Aufklärung dieses einmaligen Vorfalls“ interessiert.

 

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