Neue Vorwürfe beim Schönheitswettbewerb

Miss Universe unter Betrugsverdacht

Freudentränen beim Sieg: Miss Mexiko Fatima Bosch (Mitte) wurde am Freitag zur Miss Universe 2025 gekürt.

Buenos Aires. Während in Bangkok bei Fatima Bosch die Freudentränen flossen, feierten die Menschen im anderen Teil der Welt den Titelgewinn mit La-Ola-Wellen beim Public Viewing im Baseballstadion im südmexikanischen Bundesstaat Tabasco. Doch der umjubelte Erfolg der Mexikanerin beim weltweit wohl größten Schönheitswettbewerb Miss Universe hat inzwischen ein paar Schatten. Es gibt Betrugsvorwürfe gegen die Organisation.

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Schon der Auftakt der Veranstaltung vor gut zwei Wochen hatte es in die Nachrichten geschafft, weil ein lokaler Funktionär in Thailand die Frauen beleidigt hatte. Diese hatten seiner Meinung nach wenig in den sozialen Netzwerken gepostet. Eine Adressatin der Schimpftirade: Fatima Bosch, die daraufhin aufstand und sich das Geschrei nicht länger anhören wollte. Weitere Teilnehmerinnen folgten, und fertig war der Eklat. Das Verhalten der Mexikanerin löste eine Solidaritätswelle aus.

Stand die Siegerin schon Tage vorher fest?

Nun aber kommt Gegenwind: Jury-Mitglieder treten zurück, stellen das offizielle Ergebnis in Frage. Teilnehmerinnen sprechen davon, dass das Ergebnis schon Tage vor dem Finale feststand. Und auch die Familie Bosch wird näher unter die Lupe genommen.

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Omar Harfouch, Ex-Jurymitglied und Musiker, sprach offen von Betrug: „Ich habe mich offiziell mit einer der führenden Anwaltskanzleien in New York beraten, um die Möglichkeit einer formellen Anzeige gegen die Miss Universe Organisation bei der Generalstaatsanwaltschaft zu prüfen“, sagte Harfouch und listete „Machtmissbrauch, Korruption, Täuschung, Vertragsbruch, Interessenkonflikte sowie moralische und rufschädigende Schäden“ auf. Zudem unterhalte Raúl Rocha Cantú, Präsident von Miss Universe, mit Bernardo Bosch Hernández, dem Vater der jungen Frau, geschäftliche Beziehungen.

Geschäftliche Beziehungen der Ausrichter

Harfouchs verbale Anklage löste in jenen Ländern großen Wirbel aus, in denen der Wettbewerb hohe Einschaltquoten einbringt. Harfouch, der eigentlich mit in der Jurykommission sitzen sollte, stieg drei Tage vor dem Finale aus. Und erhebt nun schwere Vorwürfe, die ihm seinerseits eine starke Medienpräsenz einbringen. Die Miss-Universe-Organisation sah sich gezwungen, eine Stellungnahme abzugeben, in der alle Betrugsvorwürfe dementiert werden.

Soll Geschäftsbeziehungen mit dem Vater der aktuellen Siegerin pflegen: Der Miss-Universe-Eigentümer Rocha Cantú.

Einen Tag später wurde bekannt, dass der staatliche mexikanische Ölkonzern Pemex, bei dem Fatimas Vater Bosch Hernández arbeitet, einen lukrativen Vertrag mit dem mexikanischen Unternehmen PJP4 unterzeichnet haben soll. Dessen Eigentümer ist Miss-Universe-Eigentümer Rocha Cantú. Die Beteiligten dementieren, doch das ganze passt in das zumindest unglückliche Bild, das die Veranstalter und die Familie in der ganzen Gemengelage abgeben.

Teilnehmerinnen äußern sich vorsichtig

Inzwischen melden sich auch einige Mitbewerberinnen zu Wort. Nadie Mejía-Webb, Miss Ecuador 2025, wird in den mexikanischen Medien zitiert: „Es gibt so viel, was ich sagen möchte. In den letzten Tagen sind mir tausend Gedanken durch den Kopf gegangen, auf der Suche nach Verständnis und Frieden für das, was dieses Jahr bei Miss Universe passiert ist“, so die Ecuadorianerin etwas kryptisch.

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Es gibt so viel, was ich sagen möchte.

Nadie Mejía-Webb,

Miss Ecuador 2025

Etwas deutlicher äußerte sich Sanly Liuu, Miss Indonesien 2025: „Danke, Omar Harfouch, dass du darüber gesprochen und anerkannt hast, was viele von uns hinter den Kulissen nicht gesehen haben. Deine Stimme bedeutet mehr, als du dir vorstellen kannst.“ Die letzten Tage seien in vielerlei Hinsicht überwältigend gewesen, so Sanly Liuu weiter.

Königin im Jahr der Fußball-WM

Dass der Titel in diesem Jahr nach Mexiko geht, hat eine besondere Bedeutung. Denn das Land ist 2026 – also während der „Regentschaft“ von Miss Universe – Gastgeber der Fußballweltmeisterschaft. Die offiziell schönste Frau der Welt wird dann eine besondere Rolle spielen. Es warten prestigeträchtige Auftritte und lukrative Werbeverträge. Für Fatima Bosch hat sich das ganze Spektakel schon ausgezahlt. Sie hat ihrer Follower-Zahlen etwa bei Instagram bereits von 1,8 Millionen auf 3,5 Millionen verdoppelt. Insbesondere in Mexiko stellen die Menschen sich hinter „ihre“ Königin.

2023 geriet Miss Universe zwischen politische Fronten

In den letzten Jahren hatte die Veranstaltung immer einige „Nachbeben“ ausgelöst. Sheynnis Palacios gewann die Wahl zur Miss Universe 2023 und löste damit politische Turbulenzen in ihrer Heimat Nicaragua aus. Die Menschen feierten den Triumph ihrer Landsfrau mit Auto-Karawanen und Hupkonzerten, das linksextreme sandinistische Regime in Managua fürchte daraufhin den Widerausbruch der blutig niedergeschlagenen Sozialproteste von 2018. An denen hatte auch die aus ärmsten Verhältnissen stammende Palacios teilgenommen.

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Während ihrer Teilnahme am Miss Universe-Event 2023 gingen die bereits älteren Bilder viral. Ein TV-Moderator im regierungsnahen Staatsfernsehen beleidigte sie daraufhin rassistisch, die Managerin der lokalen Miss Universe Nicaragua Ausscheidung wurde zunächst festgenommen und dann zwangsausgebürgert. Für das Ortega-Regime war der Erfolg gefährlich. Der „Guardian“ kommentierte damals: „Nicaraguas Miss Universe wird zum Symbol des Widerstands gegen das Ortega-Regime“. Inzwischen lebt Sheynnis Palacios in den USA.

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