Wollitz glaubt an Energie-Wende - Nordosten als System-Verlierer?
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Die Enttäuschung war den Cottbus-Kickern nach dem Abpfiff anzusehen.
© Quelle: Imago/Matthias Koch
Cottbus. Claus-Dieter Wollitz malträtierte mit Daumen und Zeigefinger immer wieder sein linkes Ohrläppchen. Die 1:2-Niederlage im Relegations-Hinspiel gegen die SpVgg Unterhaching wurmte den Trainer von Energie Cottbus, auch wenn dieser das in seiner typisch bärbeißigen Art nicht eingestehen wollte. Erst bei der letzten Frage eines Reporters kippte die Laune des 57-Jährigen ins Ironische. „Wir machen jetzt zwei Tage frei und treffen uns am Samstag“, sagte Wollitz. Um gleich anzufügen: „Quatsch“.
Natürlich wird sich Energie gewissenhaft auf das entscheidende Rückspiel am Sonntag (13.00 Uhr) im Sportpark in Unterhaching vorbereiten. Wollitz will bei seinen Spielern bis dahin noch einiges „unter die Platte“ - also in die Köpfe - „bringen“. Es geht schließlich um nicht mehr oder weniger als die ersehnte Rückkehr in die 3. Fußball-Liga.
Scheitern wäre eine Niederlage für den Nordost-Fußball
Relegation bleibt für Wollitz ein harter Kampf. Und die drohende Ungerechtigkeit, als Meister der Regionalliga Nordost am Ende doch nicht aufzusteigen, umtreibt den Energie-Coach weiter. Kleine Sticheleien in Richtung angeblich von großer Finanznot gepeinigter Oberbayern gibt es da inklusive: „Wir können uns keinen Charterflug leisten, aber den Bus können wir noch bezahlen“, sagte Wollitz ob der unterschiedlichen Transportmittel für die Reisen zwischen Lausitz und Münchner Vorstadt.
Ein Scheitern am Sonntag wäre nicht nur für Cottbus eine schmerzhafte Niederlage. Es würde dem gesamten Nord-Ost-Fußball, der sich immer noch als Ost-Fußball definiert, den fetten Verliererstempel der umstrittenen Aufstiegsregel an der Schwelle zwischen Regionalliga und 3. Liga aufdrücken. Seit der von Hick-Hack und lauten Beschwerden begleiteten Einführung vor drei Jahren, hat aus dem NOFV-Gebiet nur Viktoria Berlin als Direktaufsteiger 2021 den Sprung geschafft. Dynamo Berlin scheiterte im Vorjahr am VfB Oldenburg. Jetzt könnte es Cottbus erwischen.
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Im Vergleich dazu stiegen aus den Regionalligen West, Südwest, deren Meister keine Playoffs spielen müssen und auch aus dem Norden im gleichen Zeitraum nun schon jeweils drei Teams in die 3. Liga auf. Nur die Bayern stehen derzeit auch noch bei nur einem Aufsteiger. Das Gefühl der Benachteiligung des Fußball-Ostens mit seinen vielen DDR-Traditionsclubs wie Cottbus, Dynamo Berlin, Carl Zeiss Jena oder Lok Leipzig würde sich manifestieren. Keiner von ihnen konnte seither die Regionalliga verlassen. Geradezu trotzig hören sich da Wollitz’ Worte an: „Wir werden am Sonntag zurückkommen und werden 3. Liga spielen“, versprach er.
Wagner von Kulisse beeindruckt – letzte Partie für den Coach am Samstag
Sandro Wagner war beeindruckt. So beeindruckt, dass er gleich mehrfach von den Fans von Energie Cottbus schwärmte. „Sensationell“ und „fantastisch“ seien die gewesen, das Stadion der Freundschaft habe einem „Hexenkessel“ geglichen. „Das war eine Riesenerfahrung für mich als junger Trainer“, sagte der 35-Jährige, der nun kurz dem größten Erfolg seiner tatsächlich noch jungen Trainerkarriere steht.
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Sandro Wagner könnte sein erstes Kapitel als Cheftrainer mit dem Drittliga-Aufstieg krönen.
© Quelle: dpa/Robert Michael
Es wäre ein perfekter Abschied. Schon vor Wochen hatte Wagner angekündigt, dass er zum Saisonende aufhören wird. Nach mehr als zwei Jahren in einem Verein voller Fragezeichen will er den nächsten Schritt in seiner Laufbahn gehen. Es ist immer noch unklar, wo es ihn im Sommer hinzieht.