Achtung, Megahype
Was ist das nächste große Ding in der Hightechwelt? Künstliche Intelligenz (KI). Wer liefert die Hardware dafür? Nvidia. Alles klar? Nein. Denn so einfach ist das leider nicht. Obgleich es höchst erstaunlich ist, was sich in den vergangenen acht Monaten bei dem US-Unternehmen getan hat. Im Herbst 2022 machte die Firma Open AI ihren Chatbot den Internetnutzern zugänglich: Eine Frage genügt, und schon schreibt ChatGPT einen plausibel klingenden Aufsatz. Schüler und Studenten jubelten. Und sofort kündigten alle namhaften IT-Konzerne an, ähnliche generative Sprachmodelle zu entwickeln. Und Nvidia hat die dafür notwendige Hardware parat.
Viel mehr war nicht nötig, um den Aktienkurs des Unternehmens binnen acht Monaten zu verdreifachen. Die Techbranche braucht solche Hypes. Dabei geht es nicht um das aktuelle Geschäft, sondern um das, was Börsianer dem Unternehmen in der Zukunft zutrauen. Die Anleger schaukeln sich gegenseitig hoch, und plötzlich ist Nvidia mehr als 1000 Milliarden Dollar wert. Was wir aber bislang bei ChatGPT sehen, das sind vor allem gleichförmige Texte, die aus vorgefertigten Elementen zusammengefügt sind. ChatGPT war vor allem ein grandioser PR-Coup. Und es wäre nicht das erste Mal, dass KI enttäuscht. Seit Jahrzehnten wird die Entwicklung der künstlichen Intelligenz krass überschätzt.
Doch die Erwartungen an Nvidia sind jetzt extrem hoch. Werden sie im nächsten oder übernächsten Jahr plötzlich nicht mehr erfüllt, droht ein Absturz, der mindestens so steil sein wird wie der jetzige Aufstieg. Gigantische Mengen von Kapital würden pulverisiert. Das wäre nicht nur tragisch für die Anleger. Es wäre auch ein enormer volkswirtschaftlicher Verlust. Denn das verbrannte Geld hätte anderswo sinnvoll eingesetzt werden können.