Partys, Paraden und Protestaktionen

Pride Month 2023: Was feiert die LGBTQ-Community im Juni?

Menschen schwenken Regenbogenfahnen während der jährlichen Pride-Parade in Chile.

Menschen schwenken Regenbogenfahnen während der jährlichen Pride-Parade in Chile.

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Mit dem Juni hat auch der Pride Month begonnen. Weltweit feiern Menschen der LGBTQ-Community in diesem Monat den offenen Umgang mit ihrer sexuellen Identität, die Freiheit, sie selbst sein zu können, die Vielfalt in der Gesellschaft; sie machen mit Demonstrationen und Protesten aber auch auf Ungerechtigkeiten, Stigmatisierungen und Ausgrenzungen aufmerksam, die queere Menschen noch immer erfahren.

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Was bedeutet LGBTQ?

LGBTQ ist eine Abkürzung für unterschiedliche sexuelle Identitäten. L steht für lesbisch, G für schwul (vom englischen Wort „gay“ abgeleitet), B für bisexuell, T für transgeschlechtlich und Q für queer. Häufig werden noch weitere Buchstaben hinzugefügt wie ein I für intergeschlechtlich oder A für asexuell, oder es ist ein Plus oder Sternchen am Ende des Akronyms zu finden als Platzhalter für weitere Geschlechtsidentitäten, die sich in den anderen nicht wiederfinden.

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Lesbisch, schwul und bisexuell sind Begriffe, die sich mittlerweile in der Gesellschaft etabliert haben. Dass manche Frauen andere Frauen lieben, manche Männer andere Männer und manche Männer und Frauen sich zu beiden Geschlechtern hingezogen fühlen, ist inzwischen den meisten Menschen bekannt. Anders verhält es sich mit Ausdrücken wie transgeschlechtlich, queer, intergeschlechtlich oder asexuell. Ein Überblick:

  • Transgeschlechtliche Menschen können sich nicht mit dem Geschlecht identifizieren, mit dem sie geboren wurden. Das führt bei ihnen oftmals zu einem großen Leidensdruck. Einige trans Menschen unterziehen sich im Laufe ihres Lebens chirurgischen Eingriffen und geschlechtsangleichenden Maßnahmen, um ihre soziale Geschlechterrolle vollständig zu wechseln. Inwiefern die Begriffe trans, transsexuell, transgender, transident und trans­geschlechtlich miteinander zusammenhängen, können Sie hier nachlesen:
Es ist für viele Menschen nicht einfach, über das das Thema trans zu sprechen – denn sie sind sich unsicher, welche Begriffe und Formulierungen angemessen sind.

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  • In Deutschland wird „queer“ als eine Art Sammelbegriff verwendet. Gemeint sind alle Menschen, die anders lieben und sich anders fühlen als heterosexuelle Menschen. Das Wort „queer“ lässt sich mit „seltsam“, „eigenartig“ oder „sonderbar“ übersetzen, weshalb es früher oft als Schimpfwort für Homosexuelle verwendet wurde. Doch die queere Community deutete es später um und nutzt die Bezeichnung für sich selbst – im positiven Sinne.
  • Intergeschlechtliche Personen haben Merkmale sowohl von männlichen als auch von weiblichen Körpern. „Ihr geschlechtliches Erscheinungsbild wird daher häufig als eine Mischung der Geschlechter wahrgenommen“, so beschreibt es die Antidiskriminierungsstelle des Bundes. Das betrifft zum Beispiel die Muskelmasse, Haarverteilung, Figur, aber auch nicht äußerlich erkennbare Geschlechtsmerkmale wie die Geschlechtsorgane, Hormonproduktion oder den Chromosomensatz. Intergeschlechtlichkeit kann schon bei der Geburt oder erst später, also im Kinder-, Jugend- oder Erwachsenenalter sichtbar werden.
  • Asexuelle Menschen erleben nie, kaum oder nur unter bestimmten Umständen eine sexuelle Anziehung zu anderen Menschen. Asexualität kann zudem bedeuten, dass sich die Personen nicht oder nur wenig für Sex interessieren, das aber nicht als Mangel wahrnehmen.
ARCHIV - 22.06.2013, Berlin: Die Regenbogenfahne weht während des Umzugs zum Christopher Street Day (CSD) vor der Siegessäule. Weil er eine Regenbogenfahne von einer Kirchenfassade abgerissen und verbrannt hat, ist ein Mann im US-Bundesstaat Iowa zu rund 16 Jahren Haft verurteilt worden. Foto: Wolfgang Kumm/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

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Warum wird der Pride Month im Juni gefeiert?

Dass der Pride Month jedes Jahr im Juni gefeiert wird, hängt mit seiner Entstehungsgeschichte zusammen. Seinen Ursprung hat der Pride Month in der Schwulenbar „Stonewall Inn“ in der Christopher Street in New York. In der Nacht am 28. Juni 1969 führte die Polizei dort eine Razzia durch – wie so oft zu der Zeit. Damals stufte die Weltgesundheitsorganisation WHO Homosexualität noch als psychische Krankheit ein. Nicht nur in den USA wurden homosexuelle Menschen deshalb von der Gesellschaft ausgegrenzt. In Amerika war es etwa verboten, Homosexuellen Alkohol auszuschenken, auch durften sie nicht miteinander tanzen.

Das „Stonewall Inn" in der Christopher Street in New York ist Symbol der Schwulen- und Lesbenbewegung.

Das „Stonewall Inn" in der Christopher Street in New York ist Symbol der Schwulen- und Lesbenbewegung.

Als die Polizeibeamten im Juni vor mehr als 50 Jahren die Bar betraten, weigerten sich die Gäste, zu kooperieren. Die Situation eskalierte. Als eine lesbische Frau in Handschellen abgeführt wurde, warfen die anderen Barbesucherinnen und Barbesucher erst Pfennige, dann Bierflaschen und Ziegelsteine auf den Streifenwagen, versuchten ihn umzuwerfen. Dreizehn Personen wurden am Ende verhaftet, vier Polizisten verletzt.

Die Nachricht von den Ausschreitungen verbreitete sich schnell und in der darauffolgenden Nacht kam es erneut zu Ausschreitungen in der Christopher Street. Mehrere Tage hielten die Proste der LGBTQ-Community an. Sie waren der Wendepunkt im Kampf um mehr Sichtbarkeit und Rechte für queere Menschen – und die Geburtsstunde der Pride-Bewegung. Das englische Wort „Pride“ – auf deutsch: „Stolz“ – soll ausdrücken, dass sich queere Menschen nicht dafür schämen müssen, so zu sein, wie sie sind.

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Wer ist die „Mother of Pride“ – und was hat sie mit dem Pride Month zu tun?

Den Spitznamen „Mother of Pride“ erhielt die bisexuelle Aktivistin Brenda Howard. 1946 im New Yorker Stadtbezirk Bronx geboren entdeckte sie den Aktivismus in der Bewegung gegen den Vietnamkrieg in den 1960er-Jahren.

Nach den Stonewall-Unruhen organisierte Howard 1970 den ersten „Liberation Day March“ in den USA. Ein Jahr später folgte der „Christopher Street Liberation Day March“. Sie war es auch, die die Idee für eine einwöchige Veranstaltungsreihe rund um den „Pride March“ hatte, woraus der heutige Pride Month entstand. Ihr lebenslanges Engagement endete mit ihrem Tod im Juni 2005 während der Pride Week in New York City.

Welche Bedeutung hat der Pride Month?

Eine bunte, vielfältige Welt ohne Hass und Diskriminierungen – das, wofür sich der Pride Month einsetzt, bleibt auch 2023 wichtig. Denn noch immer können nicht alle Menschen ihre Sexualität offen ausleben. Vor allem im afrikanischen und asiatischen Raum gibt es noch Länder, in denen Homosexualität strafbar ist. Zum Beispiel in Brunei, Malawi oder Nigeria. Welche Länder queere Menschen bedenkenlos bereisen können und welche nicht, verdeutlicht der „LGBTQ+ Travel Safety Index“.

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In Deutschland muss die LGBTQ-Community zwar nicht mit Haftstrafen rechnen, aber mit Anfeindungen und Gewalt. Das Bundeskriminalamt hat im vergangenen Jahr 1005 Straftaten verzeichnet, die gegen die sexuelle Orientierung gerichtet waren. Das sind rund 15,5 Prozent mehr Fälle als im Vorjahr. Bei den Straftaten gegen geschlechtsbezogene Diversität – ein neu eingeführtes Themenfeld – waren es 417 Fälle.

Eine aktuelle Studie kommt zudem zu dem Ergebnis, dass die Unterstützung für LGBTQ-Rechte in westlichen Ländern immer mehr sinkt. Auch die Akzeptanz für die Ehe für alle ist seit 2021 in Deutschland gesunken.

Wie wird der Pride Month gefeiert?

In vielen Städten werden zum Pride Month Regenbogenflaggen gehisst, die ein Zeichen für Toleranz und Freiheit ist und zum Symbol der LGBTQ-Community geworden ist. Daneben gibt es Partys, Paraden, Protestaktionen und Kundgebungen.

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Höhepunkt ist der „Christopher Street Day“. Die großen Paraden etwa in Berlin und Köln sollen an den Stonewall-Aufstand erinnern. Allerdings finden sie nicht unbedingt im Juni, sondern meist im Juli oder August statt.

Teilnehmer bei der Christopher Street Day Parade in Frankfurt am Main.

Tausende Menschen sind jedes Jahr bei den Christopher Street Day Paraden wie hier in Frankfurt am Main dabei.

Während des Pride Month steht zwar die LGBTQ-Community im Fokus. Doch das heißt nicht, dass nicht auch alle anderen an den Veranstaltungen teilnehmen und sich gemeinsam für eine vielfältigere Welt einsetzen können.

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