Drug Checking: So sind die Erfahrungen in der Schweiz

Seit einigen Wochen können Berlinerinnen und Berliner ihre Drogen checken lassen: Wie rein sind die Substanzen? Sind sie mit giftigen Stoffen gestreckt? Diese Antworten können sie in drei Beratungsstellen erhalten. Doch rechtlich waren die Bedingungen für solche Teststationen schwierig, denn es gab lange keine bundeseinheitlichen Regeln. Auch in Thüringen gibt es ein Drug-Checking-Projekt. Dabei werden die Drogen so verändert, dass sie nicht mehr konsumierbar sind. Nur so kann sich das Projekt im Rahmen der Legalität bewegen. Am Freitag schuf der Bundestag nun die gesetzliche Grundlage dafür, dass die Bundesländer legal Drug-Checking-Stationen einführen können.
In der Schweiz gibt es schon seit den 1990er-Jahren Drug-Checking-Stationen. Aktuell können in Zürich, Bern, Genf, Luzern und Biel Konsumierende ihre Drogen untersuchen lassen. Das System stützt sich auf den Ansatz der „Schadensminimierung“, der fest in der Schweizer Drogenpolitik verankert ist. Das Bundesamt für Gesundheit vergibt Ausnahmegenehmigungen an bestimmte Labore. Jedes Jahr werden laut dem Departement des Innern rund 4000 Proben untersucht. Die Konsumierenden können die Drogen anonym abgeben und werden anschließend zu den Inhaltsstoffen aufgeklärt und beraten. Das Beratungsgespräch ist verpflichtend. Die Ergebnisse veröffentlichen die Checkstationen mit Bildern im Netz.
Schwer Abhängige werden weniger erreicht
„Die Angebote werden gerade von Gelegenheitskonsumierenden rege genutzt“, sagt eine Sprecherin des Bundesamtes für Gesundheit (BAG). Stark abhängige Personen erreiche man hingegen weniger gut. 2021 veröffentlichte das BAG eine Studie zum Thema. 65 Prozent der Teilnehmende gaben an, aufgrund von Drug Checkings weniger riskant zu konsumieren. 45 Prozent sagten, dass sie insgesamt weniger Drogen nähmen. Doch über ein Zehntel der Studienteilnehmenden konsumierte laut eigener Aussage mehr – aufgrund des Checks. Die Sprecherin des BAG ist trotzdem der Ansicht: „Die Befürchtung, dass durch diese Angebote der Konsum von illegalen Substanzen gefördert wird, hat sich nicht bewahrheitet.“ Auf Nachfrage fügt sie hinzu: „Im Vergleich zu denjenigen, die weniger konsumieren aufgrund Drug Checking, ist es wenig. Zudem konsumieren sie mehr, weil sie wissen, dass der Stoff sauber ist. Es ist weniger risikoreich.“ Die durchgegebenen Warnungen zeigten laut der Studie bei 90 Prozent der Befragten eine deutliche Wirkung: Sie gaben an, weniger oder gar nicht von der entsprechenden Substanz zu konsumieren.
Bedarf für Nachbesserung sieht die Sprecherin des BAG im Bereich der Hilfsangebote. Menschen, die dabei sind, eine Sucht zu entwickeln, sollten frühzeitiger erkannt und an entsprechende Beratungsstellen verwiesen werden. Auch sollten die Ergebnisse der Checks systematischer ausgewertet werden, um besser über neue Entwickelungen auf dem Drogenmarkt informiert zu sein, meint die Sprecherin.

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Baseler Pilotbetrieb startete in den Regelbetrieb
Die Stadt Basel führte Drug Checking 2019 als Pilotprojekt ein. Politikerinnen und Politiker bewerteten das Projekt so positiv, dass es 2022 in den Regelbetrieb startete. „Insbesondere wurden mit dem Angebot Konsumierende erreicht, welche einen risikoreichen Konsum von psychoaktiven Substanzen aller Art in der Freizeit, vor allem im Nachtleben, pflegen und noch keinen Kontakt zu einem professionellen Beratungsangebot im Suchtbereich hatten“, sagt eine Sprecherin der Stadt. Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter hätten so die Möglichkeit, Menschen zu beraten, noch bevor sie tief in eine Abhängigkeit verfielen.
Innerhalb der Pilotphase besuchten jeden Tag im Schnitt acht Personen die Checkstation. Besonders oft wurde vor Cannabis gewarnt, das mit synthetischen Cannabinoiden versetzt war. In Deutschland gab es bereits Todesfälle, die mit den Stoffen in Verbindung gebracht werden. 48 von 120 Proben der Baseler Checkstationen enthielten synthetische Cannabinoide. 49 von 52 MDMA-Tabletten enthielten mehr als 120 mg Wirkstoff, weswegen eine Warnung ausgesprochen wurde. Hohe Dosen MDMA können das sogenannte Serotoninsyndrom auslösen, bei dem Konsumierende in Extremfällen ins Koma fallen.



